3. Schwerpunkt: LEBENSPRAKTISCHER ANSATZ
Verlorenes Paradies
Ich wollte ja mal nützlich sein, da war ich noch ganz klein.
Ich räumte Töpfe aus dem Schrank und Schuhe auf die Bank.
Ich ordnete und wischte ab, schob Besen durch das Zimmer.
Bald war ich Kindergartenkind, doch nützlich war ich nimmer.
Das Gefühl und das Erleben, gebraucht zu werden, bedeutsam zu sein, etwas zu können und etwas bewirken zu können, ist für jeden Menschen von unschätzbarem und ursprünglichem Wert. Gerade für Kinder liegt darin ein Schlüssel für ein gelingendes Leben.
Beim lebenspraktischen Ansatz geht es darum, Kinder zu befähigen, die Aufgaben bewältigen zu können, die sich aus dem Zusammenleben und den Bedürfnissen der Gruppe ergeben. Der Ansatz steht für Partizipation wie es im Orientierungsplan vorgesehen ist, Kinder miteinzubeziehen, Mitgestalter zu sein.
Zum Beispiel gemeinsam für die Gruppe ein zweites Vesper vorzubereiten, gemeinsam ein Hochbeet zu bepflanzen, das Gepflanzte zu ernten, um es dann gemeinsam Essen zu können. Tiere versorgen und Verantwortung übernehmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Terrasse und den Bauwagen sauber zu machen, zu fegen, zu putzen. Das heißt, dass Aufgaben bewusst nicht „ausgelagert“ werden, da die Kinder gerade durch das Teilhaben an diesen Aufgaben wertvolle Erfahrungen und Lernsituationen erleben. Hier wird ihr Mithelfen und Mitarbeiten auch dann sinnvoll und wichtig für das Zusammenleben erlebt, wenn es spielerisch umgesetzt wird. So können wir gemeinsam ein Spaßlied erfinden beim Fegen der Terrasse oder wir unterhalten uns mit den Kindern beim Putzen der Bauwagenfenster und nehmen Teil an ihrer Gedankenwelt.
Wir sind überzeugt, dass das Leben an sich Gabe und Aufgabe zugleich ist. Beides geht Hand in Hand. Das lustige freie Toben, Spielen und Genießen ebenso wie das verantwortliche Handeln und Arbeiten für- und miteinander. Deshalb ist es uns wichtig, mit den Kindern
- Die Hochbeete zu bepflanzen und zu ernten
- Wasser holen zum Gießen und Hände waschen
- Den Umgang mit Werkzeugen zu erlernen
- Tiere zu versorgen – Futter zu bringen, mit Wasser versorgen
- den Tisch zu decken und gemeinsam etwas zum zweiten Vesper zuzubereiten
- Die Merkmale der Jahreszeiten kennenlernen (z.B. Fingerspiel zum Frühling)
- unser Gelände zu gestalten (z.B. ein Weidentipi bauen o. ä.)
- Feuerholz zu sammeln und Feuermachen erlernen
- Den Umgang mit einem Fernglas lernen
- Sich selber versorgen
- Aufgaben zu erledigen, Altersentsprechend z.B. die „Großen“ werden angeleitet und übernehmen dann ihre
- Aufgaben selbständig und bringen den „Mittleren“ wiederum bei, wie sie es machen. Die „Kleinen“ werden mit hineingenommen und sind als Nachahmer mit dabei und lernen durch das Zuschauen.
Auf diese Weise werden die Kinder zu Teilhabern an der Lebenswirklichkeit. Sie üben alltagstaugliche Fertigkeiten ein und übernehmen Mitverantwortung für unser Zusammenleben im Schwalbennest. Wir trauen den Kindern Arbeiten zu, lassen sie angeleitet sägen, hämmern, graben, hacken usw., und ermöglichen ihnen so das Gefühl der Zugehörigkeit, Leistungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit. Im Idealfall wächst so ihr Selbstwertgefühl, ihre Identität innerhalb der Gruppe und ihre Identifikation mit unserer Gruppe.